Von Dr. Viktor Heese
Flüchtlinge werden unsere Renten(-beiträge) zahlen
In den vorangegangenen Beiträgen wurden die Thesen, ein Bevölkerungsrückgang senke den Wohlstand und das deutsche Rentenniveau hänge primär von der Zahl der Beitragszahler ab, kritisch hinterfragt. In diesem Beitrag wird die Behauptung Zuwanderung löse unser Rentenproblem und den Facharbeitermangel, wie vorher, anhand der Analyse der Bevölkerungspyramide und statistischen Daten widerlegt. Anders lautende Argumentationen der systemabhängigen „Experten“ zeigen, wie mittlerweile auch die Wirtschaftswissenschaft durch die Politik für ihre Zwecke missbraucht wird.
Der Flüchtlingszustrom und unser Sozialstaat? – Aussagen von „systemabhängigen“ und von unabhängigen Experten
Eine „Integrationszeit“ für die Neuankömmlinge gilt unter den Experten als unstrittig. Die Geister scheiden sich bereits bei der Frage wie lange diese dauern soll und was danach kommt. Warum einige utopisch lange Einarbeitungszeiten für den deutschen Arbeitsmarkt von 7 bis 15 Jahren verlangen, versteht kein Mensch. „Politiknahe Chancenprediger“ (Bertelsmann Stiftung, DIW, Sachverständigenrat), die stark von den staatlichen Subventionen und Aufträgen abhängen, gehen ferner von einer „Integrationsdividende“ aus, Friede, Freude, Eierkuchen. Die Realisten (ifo-Institut, ZEW, Prof. Raffelhüschen) bezeichnen dagegen das ganze Migrationsunternehmen als reines Fiasko. Dennoch kann niemand den Willkommensexperten verbieten mit völlig unrealistischen Annahmen zu argumentieren. Im Dienste der Politik missbrauchen sie ihren populären Namen und der Bürger merkt nichts. Denn auch unserer Medien bestimmen leider, wer „Experte“ ist und wer nicht. Der Leser kann sich ja überzeugen, wie oft die „Systemtreuen“ und wie oft die „Kritiker“ zitiert werden.
Auswirkungen auf die Bevölkerungs- und die „Leistungspyramide“
Wird die Bevölkerungspyramide um die Beiträge einzelner Generationen für den Sozialstaat ergänzt, kann von einer „Leistungspyramide“ gesprochen werden. Wie sich diese durch die Migrationswelle verändert, zeigt vereinfacht die Abbildung 1. Weil die ca. 2 Mio. Zuwanderer der Jahre 2014-2016 je nach Schätzung erst zwischen 7 und 15 Jahre „integriert werden“ müssen, sind sie altersmäßig der Generation 1 oder 2 zuzuordnen. Sie leisten in der „Integrationszeit“ keinen Beitrag für den Sozialstaat und sind ökonomisch so zu behandeln wie Auszubildende und Rentner. Die Bevölkerungspyramide dehnt sich unten aus (vgl. Ergänzung Migranten Männer).
Zudem sind die 45 Jahre, die die Bevölkerungspyramide für die Leistungsphase vorsieht, für diesen Personenkreis unrealistisch. Die Migranten sind im Durchschnitt nicht so jung, wie angenommen wird. Rentenexperte Raffelhüschen errechnete anhand der Generationsbilanzen gerade einen Zeitraum von 24 Jahren, der nach der Beendigung der „Integrationszeit“ verbleibt, um die erhaltenen Staatsleistungen in Form von Steuern und Sozialbeiträgen zurückzugeben. Das ist utopisch. Wird neben der kurzen Leistungsphase der unterdurchschnittliche Verdienst – für den Fall dass dieser Kreis tatsächlich Arbeit findet – berücksichtigt, kann heute mit hoher Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass die Migranten für Deutschland ein Verlust werden.
Leistungslücke – ökonomische Folgen für die Renten und die Staatsausgaben bis 2025
Der obige Befund wird dem deutschen Rentenproblem kaum helfen. Was in 20 bis 30 Jahren passieren wird, interessiert den Otto-Normal-Steuerzahler weniger. Ihm reicht eine Perspektive bis 2025 aus, um zu verstehen, wie die Rentenkasse durch die Zuwanderung belastet wird. 2025 sind wieder Bundestagswahlen, ein passender Zeitpunkt um sich Gedanken über die abermals zu wählenden Volksvertreter zu machen. Vielleicht muss er sich zu diesem Zeitpunkt über die gerade erhöhten Rentenbeitragssätze oder das das höhere Renteneintrittsalter aufregen.
Bis 2025 entsteht in Deutschland eine „Leistungslücke“, die sich aus der Rentelücke und den Migrationskosten addiert. Musste 2013 ein Leistungsträger in der Generation 2 noch 2,9 Rentner unterhalten, sinkt die Zahl in 2025 – inklusive der angenommenen 2,0 Mio. Zuwanderer – auf 2,2. Anders ausgedrückt es entsteht eine Finanzierungslücke von 24%. Ohne die Zuwanderer wäre sie mit etwa 16% kleiner. In absoluten Zahlen sind es dann 54 Mrd. € bzw. 36 Mrd. €.
Weil die Zuwanderer den Staat in der Realität etwa doppelt so viel kosten (1.500 € pro Person) wie ein Rentner an Rente (effektiv ausgezahlte Einzelrente 825 €) bezieht, würden wir bei einer entsprechend angepassten Rechnung auf über 30 Mrd. € und nicht 18 Mrd. € Migrationskosten kommen. Diese Kostenzahl ist mit allen seriösen Schätzungen kompatibel.
Unsere Rechnung ist sehr einfach und geht nicht auf die Frage ein, wer die Lücke finanzieren soll. Dazu wurden im vorherigen Beitrag Vorschläge unterbreitet. Sie belegt dennoch, das was die oben genannten Realisten oben schon wussten: die Zuwanderung wird die Probleme unseres alternden Sozialstaates nur noch verschärfen.
Ergänzung: Das Märchen von der Beseitigung des Facharbeitermangels
Die These, Flüchtlinge würden das Problem des Fachkräftemangels lösen, kann schon allein mit folgenden drei Fragen angezweifelt werden: Brauchen wir wirklich Fachkräfte, die die alte Wirtschaftstruktur konservieren oder eher flexible Arbeitnehmer und innovative Unternehmen, die auf den demographischen Wandel mit Anpassung reagieren? Warum holen wir uns diese bereits ausgebildeten Fachkräfte nicht aus den osteuropäischen EU-Ländern und der Ukraine? Ist ein Migrant, der 7 bis 15 Jahre an „Integrationszeit“ in den deutschen Arbeitsmarkt benötigt, tatsächlich willens und fähig ein Facharbeiter zu werden?
Fazit: Der Leser hat bemerkt, dass keine soziokulturellen und sicherheitsrelevanten Argumente gebraucht werden, um die Demographielegenden ernst zu nehmen. Die ökonomische Realität spricht gegen solche Wunschvorstellungen.
http://www.journalistenwatch.com/2017/01/11/demografielegenden-in-zeiten-der-massenmigration-3/
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