Und auf einmal sind SIE überall.
Niemand kann genau sagen, wie es dazu kam.
Man wusste zwar, sie sind da. Aber sie wurden nicht wahrgenommen.
Doch, in gewisser Weise nahm man sie schon zur Kenntnis, irgendwie.
Den freundlichen Müllmann, der kurz vor Jahresende schellte und gegen ein entsprechendes Trinkgeld ein frohes neues Jahr wünschte.
Oder die Putzfrau irgendwo in einer Behörde oder in einem Krankenhaus. Man erkannte sie nicht an einem Kopftuch -das war 1970 noch kein Streitthema - sondern an den schwarzen Haaren und den schwarzen Augen, wuselig umhereilend ohne Aufsehen zu erregen.
Hin und wieder, wenn die Bergleute streikten oder die Arbeiter bei Opel, die Bilder im Fernsehen übertragen wurden, sah man schon schwarzbärtige und schwarzhaarige kleinere Männer mit sehr dunklen Augen, die irgendwie nicht zu den anderen Männern dazu gehörten, weil sie eben sehr fremd aussahen.
Oder wenn man in Urlaub fuhr, etwa damals noch nach Jugoslawien, war es auffallend, wie viele deutsche Autos unterwegs waren. Schaute man sich die Insassen der Fahrzeuge und die verschnürten Kartons auf dem Dachgepäckträger an, realisierte man vielleicht zum ersten Mal, das sind Türken, die nach Hause fahren und den Daheim gebliebenen die Segnungen der Zivilisation, Waschmaschine, Kühlschrank oder sonst etwas mitbrachten.
Aber in unseren Städten fielen sie noch nicht auf, damals Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Viel eher nahmen wir die Italiener zur Kenntnis mit ihren fröhlichen Eisdielen und ihrer netten Musik, die damals in Deutschland sehr aktuell war und unseren Alltag auch beschwingter machte.
Liess uns das doch träumen von dem nächsten Urlaub in Italien, schenkte uns ihre Anwesenheit doch während des ganzen Jahres ein bisschen von diesem Urlaubsgefühl. Einige der Italiener hatten gemerkt, dass Deutsche wohl gerne Pasta und Pizza essen und schon hatten wir die ersten kleinen italienischen Restaurants. Gut besucht von Deutschen, es war schick, „zum Italiener“ zu gehen, sei es auch nur auf einen Espresso oder einen Cappuccino.
Die Deutschen mögen die Italiener, da sie ein bisschen das „süsse Leben“ versinnbildlichen, dass uns Deutschen so schwer fällt, das „dolce far niente“.
In der Zwischenzeit ging es Deutschland wirtschaftlich ziemlich gut. Die deutschen Touristen entdeckten die jugoslawische Adria Küste und es dauerte nicht lange, da kamen die ersten, damals noch Jugoslawen, als Gastarbeiter nach Deutschland. In der Regel gut ausgebildete Männer und Frauen, sprachen, aufgrund ihrer Ausbildung im Heimatland, schnell hartes, sich ulkig anhörendes deutsch, gaben sich Mühe und waren sehr fleissig.
Da wurde Deutschland wohl zum ersten Mal mit dem Islam bekannt. Die Volksrepublik Jugoslawien bestand aus Slowenen und Kroaten, christlichen Glaubens, aus Serben, orthodoxen Glaubens und Bosniern, überwiegend muslimischen Glaubens, sowie Mazedoniern und Montenegrinern ebenfalls vielfach muslimischen Glaubens. In Firmen, die aus all diesen Staaten zwar „Jugoslawen“ beschäftigten, konnte es schon hin und wieder zu bösem Streit kommen, weil z.B. Ein Jugoslawe aus Slowenien, Christ, deutlich anderer Meinung war als ein Jugoslawe aus Bosnien, Moslem.
Die deutschen Kollegen staunten manchmal schon sehr, wenn Jugoslawen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Christ oder Moslem heftig kontrovers debattierten.
War es doch für einen Deutschen unvorstellbar, dass sich Katholische oder Evangelische heftig zerstritten wegen des Glaubens, oder sich Bayern und Niedersachsen gegenseitig beschimpften oder gar das Messer zückten.
Dass diese Streitigkeiten der einzelnen Nationalitäten des damaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien meistens bewältigt wurden, lag wohl daran, dass sich muslemische und christliche Jugoslawen privat aus dem Weg gingen bzw. der Kontakt meistens nur am Arbeitplatz stattfand.
Nicht wenige der Jugoslawen eröffneten ebenfalls, wie schon zuvor die Italiener, Restaurants, die speziell mitte der 70iger Jahre bis heute recht beliebt bei der Bevölkerung sind.
Unbemerkt von uns allen kamen während der Zeit, speziell in den Bergbau und die Schwerindustrie an Rhein und Ruhr die Türken als Hilfkräfte nach Deutschland. Sie kamen unausgebildet aus ihrem Heimatland, vielfach aus sehr ländlich geprägten Gebieten. Sie wohnten zunächst in Sammelunterkünften, die meistens die Firmen, in denen sie beschäftigt waren, bereit stellten. Die Beschäftigung war angelegt für einen Zeitraum von zwei drei Jahren. Die Stundenlöhne bewegten sich in Deutschland Anfang der siebziger Jahre z.b. in der Metallindustrie bei 6,50 DM brutto per Stunde für eine Hilfskraft, egal ob Deutsche oder Ausländer.
Doch bald entschieden die türkischen Gastarbeiter, fast immer aus wirtschaftlichen Gründen, dass sie länger als die zunächst vorgesehenen zwei oder drei Jahre in Deutschland bleiben wollten.
Unter der Willi Brandt -Regierung (SPD) 10/1969 bis 05/1974 lebten 1970 in Deutschland bereits 652000 Türken, da es den Gastarbeitern erlaubt wurde, ihre Familien nach Deutschland zu holen.
Eine Zahl, die weder von Italienern, Spaniern, Griechen oder Jugoslawen je erreicht wurde.
Unter der Helmut Schmidt-Regierung (SPD) von 05/1974 bis 10/1982, zehn Jahre später, hatte sich die Zahl der türkischen Gastarbeiter auf 1546000 mehr als verdoppelt.
Während der SPD-Regierungen und trotz stetig wachsender Arbeitslosigkeit kamen immer mehr nicht ausgebildete türkische Gastarbeiter nach Deutschland. Man wusste genau, dass aufgrund der fortschreitenden Automatisierung der Produktionsbetriebe die Beschäftigung von Hilfskräften sehr stark zurückgehen würde, trotzdem durften kontinuierlich weiterhin Hilfskräfte nach Deutschland einreisen.
Von 1982 bis 1998, also in 16 Jahren während der Kohl-Regierung (CDU) wuchs die Zahl der türkischen Gastarbeiter nochmals an um 500000 auf 2110000, immer noch aufgrund der Familienzusammenführung. In erster Linie aber, weil die inzwischen nach Deutschland eingereisten türkischen Ehefrauen im Duchschnitt 4 oder mehr Kinder zur Welt brachten. Desweiteren weil türkische junge Männer in fast allen Fällen auch heute noch ihre Bräute aus der Türkei nach Deutschland holen.
Eingebürgert wurden :
von 1972 bis 1979 2.219
1980------ -339
1985------ 1.310
1990----- -2.034
1995 -----31.578
1998----- 59.664
1999--- 103.900
2000---- 82.812
2001---- 76.573
2002 ----64.631
2003 ----56.244
2004 ----44.465
2005 ----32.700
2006----33.500 Türken.
Die grösste Anzahl von Einbürgerungen hat es während der Zeit der Schröder-Regierung (SPD/Grüne) von 1998 bis 2005 gegeben, und das bei 5 Millionen Arbeitslosen.
Von sinnvoller Integrationspolitik kann in diesem Zusammenhang wohl nicht gesprochen werden.
Die jungen Türken in zweiter und dritter Generation sind schlecht ausgebildet.
Keinen Schulabschluss haben 11 %.
Einen Haupt bzw. Volksschulabschluss schaffen 46 %.
Die mittlere Reife haben 25 %.
Hoch-und Fachhochschulreife gerade mal 12 %.
Uni/Hochschulabschluß 7 %.
Aus neuesten Erhebungen kann man feststellen, dass nur 44 % der Türken einen Arbeitsplatz haben.
Wovon leben die anderen 56 %?
Wenn man den Statistiken Glauben schenkt, leben gegenwärtig in Deutschland dreieinhalb bis vier Millionen Moslems, genaue Zahlen werden nirgendwo veröffentlicht.
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