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Schlosskirche zu Wittenberg | | |
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
mit Ernst er’s jetzt meint,
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.
Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit’ für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott,
das Feld muss er behalten.
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie sau’r er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht’:
ein Wörtlein kann ihn fällen.
Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein’ Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
lass fahren dahin,
sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.
Martin
Luther
Der Text des Liedes aus dem 16ten Jahrhundert hat an Aktualität wenig eingebüßt, wie es scheint. Nur welcher "Mann" streitet heute für uns ?
ZUR ERINNERUNG an Deutsche und Euopäische Geschichte:
Nach der Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31.
10. 1517 begann in Europa das Zeitalter der Reformation. Die
katholische Kirche erhielt Konkurrenz durch die neue Konfession –
die mittelalterliche Glaubenseinheit zerfiel. Politische Machtfragen
spielten in religiöse Konflikte hinein und eskalierten in einer
Vielzahl von Kriegen und Bürgerkriegen. Höhepunkt der
Auseinandersetzung war der Dreißigjährige Krieg, der das
Mächtegefüge auf dem Kontinent entscheidend veränderte.
Reformation
Die katholische Kirche war seit dem Spätmittelalter massiver
Kritik ausgesetzt: Korruption, Machthunger und Mehrung des Reichtums
der Kurie bestimmten die Pontifikate der Päpste. Standhaft
verweigerte der Heilige Stuhl Reformen, um die gefährdete
Glaubenseinheit zu wahren. Dem Absolutheitsanspruch der Päpste
stellte Martin Luther ab 1517 die Glaubensentscheidung des einzelnen
entgegen. Die individuelle Bibelinterpretation bricht die
Dogmatisierung der Lehre durch Rom. Scharf verurteilte Luther die
Bürokratisierung der Kirche und den Ablasshandel, der
Sündenbefreiung durch zu erwerbende Ablassbriefe versprach, aber
letztlich nur der Bereicherung der Kirche diente. Luthers
Fundamentalkritik stieß auf offene Ohren und führte zur Einführung
der Reformation in einer Vielzahl von Ländern und
Fürstenterritorien. Hier wurde die Kirche entmachtet, der Besitz des
Klerus ging an die Landesherren über.
Gegenreformation
In jahrzehntelangen Kriegen während des 16. Jahrhunderts
kämpften Katholiken gegen die protestantischen, reformierten Länder.
An der Spitze der Katholiken standen die deutschen Kaiser und die
Könige von Spanien. In England setzte sich mit der Thronbesteigung
Elisabeths I. 1558 die Reformation in der Anglikanischen Kirche
durch, in Frankreich herrschte bis 1593 Bürgerkrieg zwischen
evangelischen Hugenotten und dem katholischen Königshaus. Hier
klärte erst Heinrich IV. von Navarra die Situation: Der
Hugenotte trat als König zum Katholizismus über, gewährte den
Evangelischen aber die volle Gleichberechtigung im Toleranzedikt von
1598. Ab 1629 flammten die Konflikte aber erneut auf, als der erste
Minister Kardinal Richelieu den Hugenotten ihre Rechte erneut nahm
und damit eine Massenauswanderung in die protestantischen Länder und
Nordamerika provozierte. Im Deutschen Reich litt die Zentralmacht des
Kaisertums unter den Glaubenskämpfen. Der katholische Habsburger
Karl V. (1519–1556), gleichzeitig König von Spanien,
versuchte mit aller Macht die zum Protestantismus übergetretenen
Fürsten zu bekämpfen. Seine zahlreichen Kriege gegen den Hauptfeind
Frankreich (besonders in Italien) verhinderten aber die
durchschlagende Gegenreformation. 1555 beendete der Augsburger
Religionsfrieden die Kämpfe: Die Territorialherren konnten ihre
Religion frei wählen – ihre Untertanen mussten ihnen folgen. Die
Glaubensspaltung war damit ebenso festgeschrieben wie die zunehmende
Schwäche des Kaisers und der Reichsinstanzen gegenüber den
erstarkenden Territorialherren.
Dreißigjähriger Krieg
Der Dreißigjährige Krieg stellt auf internationaler Ebene
äußerlich den Höhepunkt der Religionskonflikte dar. Tatsächlich
ging es in diesem verheerenden Kampf aber um machtpolitische Fragen
zwischen den europäischen Herrschern. Auslöser war ein Aufstand der
protestantischen böhmischen Stände gegen die Vorherrschaft der
habsburgischen katholischen Könige und insbesondere gegen die
Rekatholisierungsversuche Ferdinands II. Der Aufstand konnte
zwar niedergeschlagen werden, doch die Intervention des dänischen
Königs Christian IV. 1623 zugunsten der Protestanten deutete
die Brisanz der Situation an: Die das Reich umgebenen Länder
versuchten in den folgenden Jahrzehnten, die innere Zerrissenheit für
eine Ausdehnung ihres eigenen Machtbereichs auf Kosten des Reiches zu
nutzen. Als Hebel dienten ihnen die protestantischen Fürsten, die
sich durch Koalitionen mit den ausländischen Mächten der
Rekatholisierung zu entziehen versuchten. Die nordische Vormacht
Schweden verbündete sich nach dem Scheitern der dänischen
Intervention 1629/30 mit den Protestanten. König Gustav II.
Adolf schlug mehrfach katholische Heere und drang zeitweise bis
Süddeutschland vor. Das Bündnis Schwedens mit Frankreich gegen die
katholischen Habsburger 1636 leitete den Höhepunkt des
Dreißigjährigen Krieges ein und demonstriert den Primat der
Machtfragen: Das katholische Frankreich kämpfte im Bund mit den
Evangelischen gegen die katholischen Mächte, um die Habsburger im
Reich und in Spanien entscheidend zu treffen. Kardinal Richelieu,
leitender Kopf in Frankreich, hatte die gegenseitige Schwächung der
kämpfenden Parteien abgewartet, bis er seine Truppen in den Krieg
schickte.
Westfälischer Frieden
1648 musste Kaiser Ferdinand III. den Westfälischen Frieden
schließen, der das Kaisertum gegenüber den nun faktisch souveränen
Reichsfürsten endgültig schwächte. Das Deutsche Reich zerfiel in
den Flickenteppich einzelner Territorien, die nur noch lose
miteinander verbunden waren. Der sich nun nach französischem Vorbild
durchsetzende Absolutismus, der den Landesfürsten zur höchsten
Instanz von Gottes Gnaden erhob („L'Etat c'est moi“: Der Staat
bin ich) , trug zum Zerfall des Reiches bei. Frankreich war zum
mächtigsten Staat Europas aufgestiegen. Immense Zerstörungen in
Deutschland waren das Erbe des Dreißigjährigen Krieges. Der
deutsche Raum war der Hauptkriegsschauplatz der mit modernen
Kampfmitteln (Kanonen) ausgestatteten Armeen. Das Gros der
Verwüstungen wurde aber durch die Söldner der Massenheere
angerichtet: Nach dem Grundsatz „Der Krieg lebt aus dem Land“
versorgten sich die Angehörigen der Heere durch Plünderung. Die
langen Kämpfe führten zu einer massiven Verrohung der Truppen, die
sich brandschatzend, mordend und vergewaltigend durch die Lande
bewegten. Insgesamt verlor das Deutsche Reich ein Drittel seiner
Bevölkerung. In einzelnen Regionen überlebte nur jeder Zweite den
Krieg.
Weiterführende Informationen zum Thema: