Sachbuch (Geschichte)
Band 1Stichwörter:
Rußland, Juden
Verlag: Langen Müller Herbig
ISBN: 3-7766-2287-3
Format: gebunden, 560 S.
Erscheinungsjahr: russisch 2001, deutsch 2002
Preis: € (D) 34,90 / sFr 57,70
Zweihundert Jahre zusammen - Die russisch-jüdische Geschichte 1795-1916
von Solschenizyn, http://www.buechervielfrass.de/archiv.php4?was=550
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Leseprobe:
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
In diesem Buch wird nicht die Präsenz der Juden in Russland vor dem Jahre 1772 erörtert. Auf einigen Seiten wollen wir jedoch im Folgenden an die ältere Periode erinnern.
Man kann davon ausgehen, dass sich die Wege der Russen und Juden zum ersten Mal in den Kriegen zwischen der Kiewer Rus und den Chasaren kreuzten – aber das stimmt nicht ganz, denn nur die Oberschicht der Chasaren war jüdischer Abstammung, sie selbst waren Turkstämme, die den jüdischen Glauben angenommen hatten.
Wenn man den Darlegungen von Ju. D. Bruzkus folgt, einem angesehenen jüdischen Autor in der Mitte des 20. Jahrhunderts, so zog ein bestimmter Teil der Juden von Persien über den Derbentpass an die untere Wolga, wo ab 724 n. Chr. Itil, die Hauptstadt des Chasarenkhanats, entstand. Die Stammesfürsten der Turkochasaren (damals noch Götzenanbeter) wollten weder den muslimischen Glauben annehmen, um sich nicht dem Kalifen von Bagdad unterwerfen zu müssen, noch das Christentum, um der Bevormundung durch den byzantinischen Kaiser zu entgehen, und deshalb trat der Stamm um das Jahr 732 zum jüdischen Glauben über. Doch es gab auch eine jüdische Kolonie im Reich am Bosporus (Krim, Taman-Halbinsel), wohin Kaiser Hadrian im Jahre 137 nach dem Sieg über Bar Kochba jüdische Gefangene bringen ließ. Später hielt sich sowohl unter den Goten als auch unter den Hunnen kontinuierlich eine jüdische Bevölkerung auf der Krim, und besonders Kaffa (Feodosija) blieb jüdisch. 933 besetzte Fürst Igor zeitweilig Kertsch, Swjatoslaw, Igors Sohn, rang den Chasaren das Dongebiet ab. 969 beherrschte die Rus bereits das ganze Wolgagebiet mit Itil, und russische Schiffe erschienen bei Semen der (an der Küste von Derbent). Nachkommen der Chasaren sind die Kumyken im Kaukasus, auf der Krim bildeten sie hingegen zusammen mit den Polowzern die Krimtataren. (Die Karäer und die jüdischen Bewohner der Krim traten aber nicht zum muslimischen Glauben über.) Die Chasaren wurden von Tamerlan endgültig besiegt."
Als das Buch in russischer Sprache erschienen war, schrieben:
Goeffrey A. Hosking im Times Literary Supplement:
" Solschenizyns Revision der traditionellen Version...ein faszinierendes Buch, geschrieben mit des Autors ganzer Begeisterung und sprachlicher Erfindungsgabe... ein starkes und aufschlussreiches Buch"
Iswestija:
"Der Autor hat mit diesem Buch einige der hartnäckigsten Stereotypen zerschlagen, welche die durch den Eisernen Vorhang isolierte Gesellschafz daran gehindert hatten, das "jüdische Problem" ruhig zu erörtern, vor allem in historischer Hinsicht."
Die Welt:
"Die Blüten, die die Debatte treibt,.....bestätigen, wie dringend ein solches Buch gebraucht wurde und welche Wissenslücken geschlossen werden müssen."
Der Tagesspiegel:
"Solschenizyn hat historische Fakten, Irritationen und Vorurteile zusammengetragen, wie sie das Zusammenleben von Russen und Juden seit jeher belasteten....ein löbliches Unterfangen, zumal eine solche Zusammenschau längst überfällig war."
Der Spiegel:
"Der Dichter wagt sich weit auf verminte Gebiete der Geschichtsschreibung."
Alexander Solschenizyn:
"Jedes absichtsvolle Verschweigen in der Geschichte ist unmoralisch und gefährlich."
Band 2: Ab 1917
Alexander Solschenizyn
Die Juden in der Sowjeunion
Zweihundert Jahre zusammen
Verlag: Langen Müller Herbig
ISBN No. 978-3-7766-5020-4
Format :Gebunden , 608 S.
Sonderproduktion 1.Auflage 2007
ca. 19, --Euro (Sonst 39,90 Euro)
Buchbesprechung
Leseprobe:Lesen Sie hier die gesamte Leseprobe:
Das Jahr 1917
Als die Provisorische Regierung Anfang April 1917 zu ihrem Erstauen entdecken musste, dass die Finanzen Russlands, die bereits zerrüttet gewesen waren, innerhalb eines einzigen Monats der Revolution einen rapiden Schwund erlitten hatten, legte sie mit großem Wirbel und in der Hoffnung, begeisterten Patriotismus zu entfachen, die »Freiheitsanleihe« auf.
Gerüchte über die Anleihe begannen bereits im März zu kursieren, und Finanzminister Tereschtschenko teilte der Presse mit, dass für die Freiheitsanleihe, die doch erst bevorstand, bereits »Informationen von den Banken eintreffen, dass es für ein mehrmillionenfaches Anleihevolumen Zeichnungswillige gibt«, und zwar »hauptsächlich von jüdischen Bankiers, was zweifellos mit der Abschaffung der religions- oder nationalitätsbedingten Beschränkungen in Verbindung zu bringen ist«. In der Tat – kaum hatte die öffentliche Zeichnungsphase begonnen, als die Zeitungen schon voll von Meldungen waren, dass gerade Juden die Anleihe in großem Umfang kauften. In großen Lettern prangten Aufrufe auf den Titelseiten: »Jüdische Bürger! Zeichnet die Freiheitsanleihe! « oder »Jeder Jude muss diese Staatsanleihen besitzen! « In der Moskauer Synagoge wurden auf einen Schlag Anleger mit einer Gesamtinvestitionssumme von 22 Millionen Rubel geworben. Die jüdischen Einwohner von Tiflis kauften in den ersten zwei Tagen für 1,5 Millionen Rubel Freiheitsanleihen, die Minsker Juden innerhalb einer Woche für eine halbe Million, die Saratower Gemeinde für 800.000 Rubel. In Kiew zeichneten die Brodskij-Erben Anleihen im Wert von einer halben und Klara Ginsburg im Wert von einer Million. Auch die Juden im Westen reagierten: Jacob Schiff kaufte für eine Million, Rothschild in London ebenfalls für eine Million. In Paris »beschlossen die russischen Juden auf Vorschlag des Barons Ginsburg, ... sich aktiv zu beteiligen. .. Die Zeichnung ergab bereits mehrere Millionen. « Auch ein »Jüdisches Komitee zur Förderung des Erfolgs der >Freiheitsanleihe«< wurde gegründet und startete einen großen Aufruf.
Nach Ablauf eines Monats jedoch war der Absatz der Anleihe weit hinter den Erwartungen der Provisorischen Regierung zurückgeblieben. Anfang Mai, Anfang Juni und schließlich noch einmal Ende Juli wurden in den Zeitungen zur Ankurbelung der Nachfrage Namenslisten aller Personen veröffentlicht, die für mehr als 25.000 Rubel gezeichnet hatten (daneben wurden jene Reichen mit »Schande!« gebrandmarkt, die keine Anleihen übernommen hatten). An diesen Listen erstaunt weniger die Überfülle jüdischer Namen (an zweiter Stelle standen wohl die russifizierten Deutschen, trotz ihrer komplizierten Lage während des Krieges mit Deutschland), als die Abwesenheit des russischen Großbürgertums, mit Ausnahme einiger der prominentesten Vertreter der Moskauer Kaufmannschaft.
http://www.buechervielfrass.de/archiv.php4?was=551
Wer sich über Zusammenhänge informieren möchte, sollte diese beiden wichtigen Werke lesen.
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