Sonntag, 10. April 2011

Christus Statue in Swiebodzin/Polen, " Jesus war kein Jude "

Christus Statue
in Swiebodzin/Polen
Jesus war kein Jude
Für die talmudischen Rabbiner war die Muttergottes nichts anderes als eine Hure. Schon während seiner Schulzeit war Jesu sexuellen Ausschweifungen ergeben. Von Friedrich Romig.

(kreuz.net) Der renommierte deutsche Judaist, Peter Schäfer (64) – Direktor für jüdische Studien an der Princeton-Universität in den USA – hat letztes Jahr sein Buch „Jesus in The Talmud“ vorgelegt. Das Werk ist jetzt auch auf Deutsch erschienen.

In seinem Buch bringt Schäfer die im Talmud verstreuten Jesusstellen in eine systematische Ordnung und läßt so den Widerspruch zur christlichen Botschaft deutlich vor Augen treten: Familiäre Herkunft, Schülerstadium, Lehrtätigkeit, Heilkunst, Hinrichtung und Höllenstrafe Jesu bilden die Rubriken des Buches, in dem er die Talmudstellen sammelt und ausdeutet.

Die familiäre Herkunft Jesu wird in dieser talmudischen Gegenerzählung mit dem Fehltritt Mariens, einer verheirateten oder verlobten Frau, in Verbindung gebracht, die sich mit einem römischen Legionär eingelassen hat und die dabei entstandene Leibesfrucht der „Überschattung“ durch den „Heiligen Geist“ zuschrieb.

Statt verstoßen und gesteinigt zu werden, errang sie zwar die Verzeihung ihres gehörnten Gatten oder Verlobten.

Doch für die talmudischen Rabbiner ist sie nichts anderes als eine „Hure“ – siehe Seite 37, 39 und öfters.

Die Pointe dieser Erzählung über die Herkunft Jesu im Talmud liegt darin, daß Jesus durch seinen römischen Vater, „nicht nur ein Bastard, sondern der Sohn eines Nichtjuden war“ (Seite 40). Auf eine Abstammung aus dem vornehmen Hause Davids, wie ihn das Neue Testament vorspiegelt, kann er natürlich überhaupt keinen Anspruch erheben:

„Die ganze Idee der davidischen Abstammung Jesu, sein Anspruch, der Messias und schließlich sogar der Sohn Gottes zu sein“, ist für die Rabbiner nicht anderes als „Betrug“ (Seite 45f).

In der Schulzeit Jesu müssen sich seine Lehrer mit dem mißratenen und in sexuellen Ausschweifungen sich ergehenden discipulus herumschlagen.

Er gerät seiner Mutter nach. Untreue liegt ihm im Blut. Er verkehrt mit einer bekannten Prostituierten (Lk 7,36-50) und beweist den Rabbinern damit, daß er kein Prophet ist.

Er macht sich Maria Magdalena hörig. Sie wäscht seine Füße, kämmt seine Haare, und er küßt ihren „Mund“ in aller Öffentlichkeit.

Diese im Talmud geradezu pornographisch ausgemalten Frivolitäten sollen die Lehrer des jungen Jesu veranlaßt haben, ihn schon zu Lebzeiten zu „exkommunizieren“, das heißt, aus der Gemeinschaft der Juden auszustoßen.

Juden wollen – das ist die Botschaft der Talmudisten – mit dem Christentum nichts zu tun haben und sich keinesfalls von ihm gar „umarmen“ oder missionieren lassen.

Judenchristen gehören für die Rabbiner zu den widerlichsten Erscheinungen auf Gottes Erdboden, die „keinen Anteil an der kommenden – geretteten – Welt haben“ werden.

Die Rabbiner bestreiten nicht, daß Jesus magische Kräfte besaß, Dämonen austrieb, Kranke heilte und Tote auferweckte. Was sie ihm und seinen Nachfolgern vorwerfen, ist der Mißbrauch dieser Kräfte.

Jesus heilt im eigenen Namen, nicht im Namen Gottes. Er nützt seine Zauberkraft aus, um sich als „Gott“ ausgeben zu können und erweist sich so als Hochstapler und Schwindler. Und das sind in den Augen der Rabbiner auch jene, denen er die „Schlüssel“ übergibt, die den Zugang zu magischen Vorgängen symbolisieren, „zu binden und zu lösen“.

Zauberei und Götzendienst sind denn auch der Grund, daß Jesus durch den Sanhedrin zum Tode verurteilt und am Vorabend des Passahfestes – ans Kreuz – „gehängt“ wurde.

Peter Schäfer: Jesus im Talmud.
Aus dem Englischen von Barbara Schäfer.
Mohr Siebeck, Tübingen 2007.
ISBN 978-3-16-149462-8.
325 Seiten. € 29.-
http://www.kreuz.net/article.6989.html




Christliche Geistliche und Theologen heute sagen, Jesus sei Jude gewesen. Jüdische Autoritäten bestreiten dies. Rabbiner, die Jesus bei politischen bzw.interkonfessionellen Veranstaltungen als Juden anerkennen, stellen echte Ausnahmen dar, vor einem ausschliesslich jüdischen Publikum würden sie es wahrscheinlich nicht sagen.
Nichtjüdische Politiker biedern sich den Juden häufig mit ähnlicher Behauptung an, die für gläubige Juden anstößig ist.

Zu Jesus Lebenszeit gab es das Wort "Jude", das neueren Ursprungs ist, nicht und es ist mit dem zur Zeit Jesus verwendeten aramäischen, griechischen oder lateinischen Worten für die „Judäer“ nicht gleichzusetzen.

Wenn die Behauptung „Jesus war Jude“ Sinn haben soll, muss man die Kriterien dazu aus Jesus Zeit zugrunde legen, und danach musste Jesus , um Jude zu sein, eine von drei Bedingungen erfüllen: 1) Er musste Angehöriger des Stammes Juda sein; 2) Er musste Seinen Wohnsitz in Judäa haben; 3) Er musste Seinem Glauben nach ein „Jude“ sein, falls es die Religion in der Form vor 2000 Jahren gab.

Der Stammbaum seiner Mutter, Marias, ist im Neuen Testament unerwähnt. Es gibt drei Stellen, die eventuell andeuten könnten, dass Maria aus dem Hause Davids stammte. Bei Matthäus 1, 20 nennt der Engel Joseph den „ Sohn Davids “, bei Lukas 1,27 steht, dass die Jungfrau Maria „ vertraut war einem Manne mit Namen Joseph, aus dem Hause David “, aber Joseph war nicht Jesus leiblicher Vater.

Jesus Geburtsort war Bethlehem (Matthäus 2; 1), doch es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Maria von Galiläa dorthin begeben hatte, um sich registrieren zu lassen. Dazu wendeten einige jüdische Gelehrte ein, der Hinweis auf Bethlehem sei nachträglich erfolgt, um alttestamentarischen Prophezeiungen gerecht zu werden: „Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll der kommen, der in Israel Herr sei...“ (Micha 5,1.)

Die Jewish Encyclopedia sagte dazu, die Heimatstadt Jesus sei Nazareth gewesen, und man ist sich darüber einig, dass Jesus Galiläer war, gleichgültig wo er geboren wurde. Galiläa, wo Jesus fast sein ganzes Leben verbrachte, war zu damaliger Zeit politisch völlig von Juda getrennt und einem eigenen römischen Tetrarchen unterstellt. Juda galt als „fremdes Land“.
(so Heinrich Graetz in seinem 1888 erschienenen Werk Volksthümliche Geschichte der Juden).
Eheschließungen zwischen Judäern und Galiläern waren verboten, und schon vor Jesu Geburt hatte einer der makabäischen Prinzen, Simon Tharsis, die in Galiläa ansässigen Judäer nach Judä abschieben lassen.

Dies bedeutet, dass sich die Galiläer zu damaliger Zeit rassisch und politisch von den Judäern unterschieden.

War der Galiläer Jesus in religiösem Sinne das, was man heute einen „Juden“ nennen würde?

Zur Zeit Jesu gab es noch keine jüdische oder judaistische Religion. Es gab den Jahwe-Kult, und es gab verschiedene Sekten wie die Pharisäer, Sadduzäer und Essener, die untereinander in Fehde lagen und die sich stritten um Macht über das Volk. Sie waren nicht nur Sekten, sondern auch politische Parteien, deren Mächtigste die Pharisäer waren und die für sich in Anspruch nahmen, Gottes geoffenbarte „mündlichen Überlieferungen“ an Moses zu kennen.

Jesus hat die Pharisäer immer wieder besonders scharf attackiert. Freilich, Er hat auch die Sadduzäer und die Schriftgelehrten getadelt, aber die Evangelien geben Aufschluss darüber, dass Jesus die Pharisäer als Feinde Gottes und der Menschen betrachtete. Sein besonderer Zorn richtete sich aber gegen die Pharisäer. (Johannes 8, 37-56 Ich weiß wohl, dass ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum.
Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.
Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke.
Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, wie ich sie von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.
Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben "einen" Vater: Gott.
Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin nicht von selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.
Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt!
Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.
Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.
Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?
Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.
Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist und einen bösen Geist hast?
Jesus antwortete: Ich habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre meinen Vater, aber ihr nehmt mir die Ehre. Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht, und er richtet.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.
Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, dass du einen bösen Geist hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in Ewigkeit.
Bist du mehr als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?
Jesus antwortete: Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott; und ihr kennt ihn nicht; ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen wollte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, wie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.
Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.
Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?
Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.
Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.

Vom religiösen Standpunkt aus verkörperte Jesus zweifellos das Gegenteil von all dem, was damals für einen Pharisäer kennzeichnend war.
Niemand kann heute mit absoluter Sicherheit sagen, welcher Bevölkerungsgruppe und welchem Glauben Jesus angehörte.
Was Jesus aber tat und sagte, war und ist von dermaßen überwältigender Bedeutung, dass nichts anderes zählt.

Der Sohn eines Zimmermanns aus Galiläa hatte offensichtlich keine formelle Erziehung genossen, keine Rabbinerschule besucht und keine Ausbildung als Priester erhalten. „Woher kommt diesem solche Weisheit und Taten? Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? [...] Woher kommt ihm denn das alles?“ fragten die Schriftgelehrten bestürzt. (Matthäus 13, 54, 55.)

Die Lehre dieses aus dem einfachen Volk stammenden jungen Mannes wird zum blendenden Licht vor dem Hintergrund des archaischen Alten Testaments, der levitischen Gesetze und der pharisäischen Tradition, gegen die sich Jesus wandte. Wer heute das Alte Testament aufmerksam und auch kritisch liest und sich dann der Bergpredigt zuwendet, hat den Eindruck, aus der Finsternis ins helle Licht zu treten.

Das Gesetz, das zu „erfüllen“ Jesus gekommen war, hatte sich zu einem ungeheuer umfangreichen, in seiner schwindelerregenden Kompliziertheit erstickenden und lähmenden Wust von Regeln entwickelt. Die Thora war lediglich der Anfang, der Unterbau, auf dem eine Unmenge von Interpretationen und rabbinischen Urteilen fußte.

Um die Bücher, die das Gesetz mitsamt den dazu gehörenden Kommentaren enthielten, unterbringen zu können, brauchte es mittlerweile ganze Bibliotheken und Schriftgelehrte für die Interpretationen. Der junge Mann aus Galiläa schob dieses alles mit einer Handbewegung beiseite. Jesus verkündete eine Wahrheit, die zugleich die herrschende Häresie enthüllte, indem er das ganze Gesetz und die Propheten auf zwei Gebote reduzierte: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte“ sowie „Du sollst denen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22; 37, 38.)

Das war eine direkte Herausforderung des Gesetzes in seiner von den Pharisäern verkörperten Form. Eine weitere Herausforderung war es, dass es Jesus bewusst ablehnte, die Rolle des nationalistischen Befreiers zu spielen, um den Judäern das ihnen verheißene Territorium Untertan zu machen. Wäre Jesus darauf eingegangen, hätte er sicherlich weit mehr Anhänger gewonnen, und die Pharisäer wären womöglich auf seiner Seite gewesen. Doch seine Absage an jede Form weltlicher Macht hätte nicht deutlicher können: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Johannes 18; 36.) „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen.“ (Matthäus 6; 19-20.)
Jeder einfache Satz Jesu war eine implizite, aber unmissverständliche Herausforderung an die mächtigsten Männer, die es damals im Land gab, und erschütterte die Religion, welche die Anhänger im Verlauf von Jahrhunderten geschaffen hatte, bis in die Grundfesten.

Was das Alte Testament auf Hunderten von Seiten lehrt, widerlegte die Bergpredigt in einigen Sätzen. Sie stellte gegen Hass die Liebe, gegen die Rache die Barmherzigkeit, gegen die Bosheit die gute Tat, gegen Abgrenzung die Nächstenliebe, gegen Diskriminierung die Gerechtigkeit, gegen die Entstellung der Gesetze die Wiederherstellung und gegem den Tod das Leben . Sie begann mit Segenssprüchen, ließ diesen aber keine Flüche folgen wie an manchen Stellen im Deuteronium.

Die Bergpredigt versprach keinen irdischen Gewinn, vielmehr lehrt sie einfach moralisches Verhalten, Demut, das Streben nach Gerechtigkeit, Gnade, Reinheit, Friedfertigkeit und Charakterstärke um ihrer selbst willen.
Jesus predigte niemals Unterwürfigkeit, sondern innere Demut, aber in einem Punkt war und blieb er unerbittlich, in seinen Angriffen auf die Pharisäer.
Die Pharisäer beobachteten Jeus und die Seinen mit Argusaugen. Einmal sahen sie, wie die Jünger Jesus am Sabbat Ähren pflückten (was ebenfalls einen Verstoß gegen das Gesetz darstellte) und sprachen: „Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist. “ Aber diesen Vorwurf entkräftete Jesus mühelos: „Habt ihr nicht gelesen, was David tat, da ihn und die mit ihm waren hungerte? Wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die er doch nicht durfte essen noch die, die mit ihm waren, sondern allein die Priester?“ (Matthäus 12; 2-4.) Immer wieder stellten die Pharisäer Jesus Fangfragen, die sich jedoch nicht auf Glauben oder Moral, sondern stets nur auf den Ritus bezogen: „Warum übertreten Deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Sie unterlassen die Waschung der Hände vor dem Essen?“ Ein weiteres Mal konterte Jesus die Anklage mit dem Hinweis auf eine Stelle im Alten Testament: „Ihr Heuchler, gar fein hat Jesaja von euch geweißagt und gesprochen [Jesaja 29; 13] : Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.“ (Matthäus 15; 8, 9.)

Damit stellte Jesus klar, dass „das Gesetz“ nicht Gottes Gesetz, sondern das Gesetz der Leviten und Pharisäer, also Menschengebote waren. Fortan gab es keine Kompromisse. Jesus „rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: Höret zu und fasset es! Was zum Munde eingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was zum Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein.“ (Matthäus 15; 10, 11.)
Diese Worte bekundeten die Geringschätzung Jesus für eines der am eifersüchtigsten gehüteten Vorrechte der Priesterschaft, die Festlegung der Speisegesetze mit ihren Schlachtritualen, dem Ausblutenlassen der Schlachttiere und der Definition von reinen und unreinen Speisen. All dies waren für Jesus „nichts als Menschengebote“, obwohl es Moses zugeschrieben wurde und die Pharisäer der strikten Befolgung der Speisegesetze höchste Bedeutung beimaßen. Wie hatte der Prophet Hesekiel, dem Jahwe befohlen hatte, zur Sühne für die Verletzung des Gesetzes durch das Volk auf Menschenkot gebackenes Brot zu essen, darauf hingewiesen, dass er sich stets streng an die Speisegebote gehalten hatte, worauf Jahwe seinen Befehl abmilderte. Auch die Jünger standen anscheinend noch so sehr unter dem Einfluss der Speisegebote, dass sie nicht begriffen, weshalb nicht das, was zum Munde eingeht, sondern das, was vom Munde ausgeht, den Menschen unrein macht, und Jesus um eine Erklärung baten, da die Pharisäer an Seinen Worten „Ärgernis genommen“ hätten (Matthäus 15; 12). Jesus Antwort war für die Pharisäer pure Häresie: „Merket ihr noch nicht, dass alles, was zum Munde eingeht, das geht in den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen? Was aber zum Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung. Das sind die Stücke, die den Menschen unrein machen. Aber ohne Waschung der Hände essen macht den Menschen nicht unrein.“ (Matthäus 15; 17-20.) Der letzte Satz war nach levitischem Gesetz ein Frevel, und die Pharisäer „hielten Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede“ (Matthäus 22; 15).

Die unerbittlichste Verurteilung, die Jesus je aussprach, lautet wie folgt:
„Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid gleichwie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat. So auch ihr; von außen scheint ihr von den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Übertretung. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und schmücket der Gerechten Gräber und sprecht: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden an der Propheten Blut! So gebt ihr über euch selbst Zeugnis, dass ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben. Wohlan, erfüllet auch ihr das Maß eurer Väter! Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?“ (Matthäus 23; 27-33.)

Manche Kritiker sind schockiert über die Härte dieser Worte. Betrachtet man sie freilich in ihrem Zusammenhang mit den vorausgehenden Sätzen, so stellt man fest, dass sie eine deutliche Anspielung auf das bevorstehende Ende Jesu darstellen. Hier spricht ein Mensch von seinen künftigen Mördern, und unter diesen Umständen können Worte nicht hart genug sein. Aber Jesus milderte den furchtbaren Satz „Wohlan, erfüllet auch Ihr das Maß Eurer Väter!“ später mit den Worten ab: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23; 34.)

Die Situation eskalierte zum Höhepunkt. Es versammelten sich „die Hohepriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohepriesters, der da hieß Kaiphas, und hielten Rat, wie sie Jesus mit List griffen und töteten“. (Matthäus 26; 3, 4.) Der einzige Judäer unter den zwölf Jüngern, Judas Ischariot, „und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen von den Hohepriestern und Ältesten des Volkes“ betraten den Garten Gethsemane, wo sich Jesus aufhielt. “Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Gegrüßet seist du Rabbi! Und küsste ihn.“ (Matthäus 26; 47-49.)

Nach dem Matthäus-Evangelium hat sich Judas bald nach seinem Verrat erhängt, er wählte damit die Todesart der von Gott Verfluchten.

Die Pharisäer, die den Sanhedrin ( der Hohe Rat war lange Zeit die oberste jüdische religiöse und politische Instanz und gleichzeitig das oberste Gericht) kontrollierten, urteilten als erste über Jesus. Nach mosaischem Gesetz hatte Jesus gefrevelt, indem er sich als Messias ausgab, nach römischem Gesetz hatte er sich des Hochverrats schuldig gemacht, indem er vorgab, der König der Juden zu sein.

Der römische Landpfleger Pilatus tat, was er tun konnte, um den Forderungen der„Ältesten des Volkes“ nach der Hinrichtung des Angeklagten nicht stattzugeben und versuchte die Verantwortung auf auf Herodes Antipas, den Tetrarchen von Galiläa, dessen Untertan Jesus als Galiläer war, aber Herodes „sandte ihn wieder zu Pilatus“ (Lukas 23; 11). Da liess Pilatus Jesus geißeln, in der Hoffnung, damit werde sich die Menge zufriedengeben; „die Juden aber schrien und sprachen: Lässt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht“ (Johannes 19; 12),

Pilatus versuchte die Verantwortung für den Tod Jesus den Juden anzulasten: „So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz.“ Doch die Juden durchkreuzten dieses Ausweichmanöver: „Wir dürfen niemanden töten.“ (Johannes 18; 31.) Pilatus unternahm einen weiteren Versuch um Jesus zu retten, indem er „dem Volk“ anheimstellte, ob es lieber Jesus oder den Raubmörder Barrabas begnadigen wollte. Seine Hoffnungen waren freilich vergeblich, denn „das Volk“ und „der Mob“ sind Synonyme, und der Mob lässt niemals Gnade walten, sondern tanzt nach der Pfeife der Herrschenden . In der Tat „überredeten die Hohepriester und die Ältesten das Volk, dass sie um Barrabas bitten sollten und Jesus umbrächten“ (Matthäus 27; 20).

Je mehr diese Geschehnisse in die Vergangenheit entrücken, desto eindrücklicher wirkt dieser weltgeschichtlich einzigartige Schlussakt. Der Purpurmantel für Jesus, das Rohr, das man Jesus zur Demütigung als "Zepter" in die Hand drückte, die Dornenkrone und die spöttischen Ehrungen, die man Ihm zuteil werden ließ, ein äusserst makabres Ritual .

Die Pharisäer hatten die Judäer gelehrt, einen Messias zu erwarten, und nun ließen sie den ersten, der den Anspruch erhob, der Messias zu sein, ans Kreuz schlagen. Dies bedeutete, dass der wirkliche Messias noch erscheinen musste. Laut den Pharisäern stand die Ankunft des Königs aus dem Hause Davids, der seinem Volk die Weltherrschaft bescheren würde, noch bevor, und hieran hat sich bis heute nichts geändert.


Lesen Sie zum besseren Verständnis der Haltung, speziell der evangelischen Kirche, das Folgende:

1980 - 2005
25 Jahre Synodalbeschluß
zur Erneuerung
des Verhältnisses von Christen und Juden
http://www.suesske.de/gdw/gdw_synodal1980-05.htm




Und dennoch dürfen wir Ostersonntag sagen:

"Jesus Christus ist auferstanden, wahrlich er ist auferstanden."

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