Jugend ohne Gott
von Jens Voss Rheinische Post vom 02.10.2007
Die stetige Zunahme konfessionsloser Schüler ist ein leises Trauerspiel. Was geht verloren, wenn ein Junge, ein Mädchen ohne „confessio“, ohne Bekenntnis, ohne Heimat in einer Kirche aufwächst? Es mag paradox klingen, doch letztlich geht dies verloren: Die Freiheit, sich zu entscheiden.
Es ist einfach: Nur wer die Kirche von innen und eine Konfession aus der Nähe kennt, nur wer genug Gottesdienste erlebt, genug Lieder geliebt, genug Pfarrer geschätzt, genug Predigten verschlafen, genug Gebete gesprochen und genug Psalmen gehört hat, der weiss am Ende, was er tut, wenn er bei seiner confessio bleibt oder eine andere wählt oder auch keine.
Jugendlich ohne Konfession werden um diese Wahl betrogen.
Sie werden um die Chance betrogen, die Frage nach Gott zu stellen; sie werden um die Chance betrogen, Antworten über das Geheimnis unseres Lebens zu prüfen, wie sie Sonntag für Sonntag in der Kirche gegeben werden.
Es ist wie bei Mozart: Ihn kann man auch nur lieben, wenn man seine Musik einmal gehört hat.
Konfessionslosigkeit bei Kindern ist insofern kein Signum der Freiheit, sondern schlicht ein Maß für Leere.
Verloren geht am Ende die Chance, so etwas wie die Fülle des Hörens zu erleben.
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