Donnerstag, 29. Oktober 2009

Europa oder Eurasien - wo endet das geografische Europa. Interessante Betrachtungsweisen.


Foto: Wikipedia

Wikipedia erläutert das so, wie es die meisten Europäer in der Schule gelernt haben.

Ursprünglich jedoch galten bei den antiken Griechen (vgl. Herodot) Bosporus und Kaukasus als Grenze Europas, zur Zeit der Völkerwanderung und im Mittelalter waren es Bosporus und der Fluss Tanais (Don), die Europa von Asien trennten (vgl. zum Beispiel Jordanes oder Snorri Sturluson). Die letzte offiziell anerkannte Grenze ist die von Philip Johan von Strahlenberg aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; sie verläuft durch die Manytschniederung nördlich des Kaukasus. Über die genaue Grenzziehung im Gebiet zwischen Don und Kaukasus hatte zuvor über Jahrhunderte ein Disput bestanden. Nachdem Strahlenberg vom russischen Zaren mit der Vermessung beauftragt wurde, wurde seine Grenzfestlegung im Jahr 1730 vom Zarenhaus anerkannt und von der Wissenschaft übernommen. Des Weiteren hatte es sich seit der Neuzeit – angefangen mit Wassili Tatischtschew, dem Geographen Peters des Großen – auf Grund unterschiedlicher geografischer, geschichtlicher und gesellschaftlicher Überlegungen eingebürgert, beide Urale (Gebirge und Fluss) als östliche Grenze Europas zu Asien anzusehen.


Hierzu ist es vielleicht interessant zu erfahren, dass das Deutsche Archäologische Institut am 1. Januar 1995 eine Eurasien-Abteilung gegründet hat, der am 1. Januar 1996 die frühere Abteilung Teheran als Außenstelle zugeordnet wurde.

Die Abteilung widmet sich der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen den nomadischen und sesshaften Kulturen des eurasischen Steppenraumes und der südlich angrenzenden Gebiete von der Vorgeschichte bis ins Mittelalter. Das Arbeitsgebiet umfasst das Territorium der Russischen Föderation, der GUS-Staaten sowie benachbarter Länder (Iran, Afghanistan, Pakistan, China).
Wer sich für den Forschungsplan 2009-2010 interessiert, kann hier nachlesen:

oder sich über einzelne Objekte hier informieren.

Soviel zur Vorgeschichte.


Gaskonflikt, Pipelinepoker , Ressourcenwettlauf, Kaukasuskrieg, Raketenstreit, Integrationskonkurrenz sind die neuen Stichworte, wenn von Eurasien, also den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, dem Kaukasus und Zentralasien die Rede ist. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist dieser Raum in Bewegung. Russland verfolgt mit Recht seine Sicherheitspolitik, da den an seinen Grenzen liegenden Ländern eine immer grössere energiepolitische Bedeutung zukommt, die allenthalben externe Begehrlichkeiten weckt.

Die EU und zunehmend USA intervenieren seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Region.
Die Welt als Schachbrett - Der neue Kalte Krieg des Obama-Beraters Zbigniew Brzezinski
Ob sich den Staaten dieser Region überhaupt die Frage der wirtschaftlichen oder sicherheitspolitischen Anbindung an Moskau, Peking oder der euroatlantischen Integration -was immer das bedeuten mag - stellt und wie sie sich entscheiden, ist bisher offen.

Zu dieser Problematik und auch der Orientierung Europas schreibt Dimitrios Kisoudis:
Ach, Eurasien! Europa irrt, wenn es sich für einen Teil der westlichen Welt hält. Für seine Ostbindung sorgt der Energiefluss aus Russland; Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 25.10.2009.
Der Artikel ist leider im Netz nicht mehr auffindbar.
Zu dem Artikel hier eine interessante Betrachtung der „German-Foreign-Policy“ vom 29.10.2009, die da schreibt:

Die EU soll sich von den USA abwenden und sich in einem Bündnis mit Russland "zum Osten bekehren". Dies fordert ein Publizist in einer der führenden deutschen Zeitungen. Europa "irrt, wenn es sich für einen Teil der westlichen Welt hält", erklärt der Autor unter Berufung auf alte Vordenker der deutschen "Geopolitik". Tatsächlich sei es Teil des "Energieraums Eurasien" und müsse erkennen, dass die Kooperation mit den Vereinigten Staaten auf einer "Fehlorientierung" basiere. Deutschland, "ein Land im mittleren Westen Eurasiens", sei "keine Galeere im transatlantischen Ozean", heißt es in dem Beitrag, den die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am Wochenende veröffentlichte. Das Blatt selbst ist im westorientierten Spektrum des deutschen Establishments verankert, hält die Zeit jedoch offenbar für gekommen, harte antiamerikanische Invektiven öffentlich zu debattieren. Hintergrund sind langfristig wirksame Umwälzungen in der deutschen Wirtschaftsexpansion, die sich immer stärker nach Osten wendet und dabei besonders auf die Energieressourcen Russlands zielt. Die "Eurasien"-Debatte rückt bislang tabuisierte Ideologen der extremen Rechten ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Bitte weiterlesen..........

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