Exklusiv
Deutschland und die Uno gegen Syrien
von Thierry Meyssan
Die Neokonservativen und die „liberalen Falken“, die schon seit 2001 den Krieg gegen Syrien vorbereitet hatten, haben sich ab 2005 auf mehrere Nato-Staaten und Mitglieder des Golf-Kooperationsrates (GCC) stützen können. Die Rolle von General David Petraeus, der den Krieg eingeleitet hatte und ihn bis heute weitertreibt ist bekannt. Zwei weitere Persönlichkeiten – Jeffrey Feltman (die Nummer 2 der UNO) und Volker Perthes (Direktor des wichtigsten deutschen Think-Tanks) – sind jedoch bisher im Schatten geblieben. Gemeinsam und mit der Unterstützung Berlins benutzen und manipulieren sie die Vereinten Nationen, um Syrien zu zerstören.

- Seit
2005 beteiligt sich der deutsche Hochschullehrer Volker Perthes mit der
CIA an der Vorbereitung des Krieges gegen Syrien. Er leitet den
mächtigsten europäischen Think-Tank, die Stiftung Wissenschaft und
Politik (SWP).
Im Jahr 2005, als
Jeffrey Feltman – damals
US-Botschafter in Beirut – die Ermordung von Rafiq Hariri überwachte,
stützte er sich auf Deutschland, sowohl für den Mord selbst (Berlin
lieferte die Waffe) [
1]
als auch für die UNO-Kommission, die die Präsidenten al-Assad und
Lahoud anklagen sollte (Staatsanwalt Detlev Mehlis, Polizeikommissar
Gerhard Lehmann und deren Team).
Die internationale Kampagne gegen die
beiden Präsidenten wurde vor allem vom deutschen Politologen Volker
Perthes betrieben [
2].
Volker Perthes hat 1986/87 in Damaskus im Rahmen eines deutschen
Forschungsstipendiums über Syrien geforscht. Dann machte er als
Professor für Politikwissenschaften in Deutschland Karriere, ausser von
1991–93, als er an der American University Beirut lehrte.
Seit 2005 ist
er Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), der wichtigsten
deutschen öffentlichen Denkfabrik, die über 130 Spezialisten
beschäftigt, davon mehr als die Hälfte Akademiker.
Als Feltman 2006 den israelischen Angriff auf den Libanon
organisierte, waren einzig die USA beteiligt, in der Hoffnung, dass nach
der Niederlage der Hisbollah, Syrien Beirut zu Hilfe kommen würde und
dies den Vorwand für die Intervention der USA liefern würde. Berlin
begnügte sich daraufhin damit, Kriegsschiffe als Unterstützung der
Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL) beizusteuern.
Während des Jahrestreffens der Bilderberger vom 5. bis 8. Juni 2008 –
fünf Jahre vor dem Krieg – begründete die US-Aussenministerin
Condoleezza Rice die Notwendigkeit, die syrische Regierung zu stürzen.
Sie wurde dabei begleitet von der Direktorin der Arabischen
Reforminitiative [3],
Bassma Kodmani (zukünftige Gründerin des Syrischen Nationalrates) und
dem Direktor der SWP, Volker Perthes begleitet. Die Bilderberg-Gruppe
ist eine Initiative der Nato, welche unmittelbar deren Sicherheit
garantiert [4].
Laut einem von Wikileaks veröffentlichten Kabel beriet Volker Perthes
Frau Rice in Bezug auf den Iran. Ihm zufolge war es gefährlich, eine
militärische Operation mit unvorhersehbaren regionalen Folgen zu
starten. Es wäre hingegen effizienter, Irans Wirtschaft zu sabotieren.
Volker Perthes‘ Ratschläge wurden im Jahr 2010 mit der Maßnahme zur
Zerstörung der iranischen Atomkraftwerke durch den Virus „Stuxnet“
befolgt [
5].
Im März 2011 veröffentlichte Volker Perthes einen Kommentar in der
New York Times und machte sich über die Rede von Präsident al-Assad in
der Volkskammer lustig, in der er eine „Verschwörung“ gegen Syrien
angeprangert hatte [
6]. Nach Perthes‘ Meinung war die „Revolution“ in Syrien im Vormarsch und der Präsident sollte gehen.
Mitte 2011 ermöglichte die deutsche Regierung den Durchbruch der
Muslimbruderschaft in Tunesien und Ägypten.
Sie erinnerte sich daran,
dass sie auf Wunsch der CIA die internationale Koordinationsstelle der
Bruderschaft in Aachen beherbergte. Berlin beschloss daraufhin, die
Muslimbrüder überall dort zu unterstützen, wo sie an die Macht kommen
konnten, mit Ausnahme der Hamas in Palästina, um Israel nicht in
Schwierigkeiten zu bringen.
Unter dem Einfluss von Volker Perthes liess
sich das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten – damals unter
der Leitung von Guido Westerwelle – überzeugen, dass die Muslimbrüder
keine „Islamisten“ seien, sondern dass sie „sich am Islam orientierten“.
Es schuf eine Kontaktstelle für Gespräche mit den „moderaten
islamistischen“ (sic) Bewegungen sowie eine Task Force für Syrien.
Perthes seinerseits organisierte im Juli im Ministerium den Empfang
einer Delegation der syrischen Opposition, angeführt vom Muslimbruder
Radwan Ziadeh.

- Rede von Ahmet Davutoğlu auf der Konferenz Tusaid-Stratfor unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 6. Oktober 2011.
Am 6. Oktober 2011 nahm Volker Perthes auf Vorschlag des
US-Außenministeriums an der unter Ausschluss der Öffentlichkeit
abgehaltenen Konferenz teil, die von der Turkish Industry & Business Association (Tusiad) und dem privaten amerikanischen Geheimdienstunternehmen Stratfor
organisiert war, um die Energieoptionen der Türkei und die möglichen
Reaktionen von acht anderen Ländern, darunter Deutschland, zu
simulieren [7].
Die zehn größten türkischen Vermögen waren anwesend und auch der
damalige Energieminister Taner Yıldız, der Mann, welcher der
Erdoğan-Familie helfen sollte, die Finanzierung des Krieges mit dem von
Daesh gestohlenen Öl zu organisieren.
Im Januar 2012 bat Jeffrey Feltman – damals Nahost-Verantwortlicher
im US-Aussenministerium – Volker Perthes, die Leitung des Programms „The
Day After“ zu übernehmen, das die Zusammensetzung der zukünftigen
syrischen Regierung vorbereiten sollte. Rund sechs Monate lang fanden
Sitzungen statt, welche in einem Bericht mündeten, der nach der Genfer
Konferenz von Juni 2012 veröffentlicht wurde.
„The Day After“ mobilisierte 45 syrische Oppositionelle,
einschließlich Bassma Kodmani und einige Muslimbrüdern. Es wurde durch
das im Verteidigungsministerium angesiedelte
US Institute of Peace finanziert, einer Schwesterorganisation der
National Endowment for Democracy (NED).
Auch Deutschland, Frankreich, Norwegen, die Niederlande und die Schweiz beteiligten sich daran.
„The Day After“ hat den Plan für eine totale und bedingungslose
Kapitulation Syriens erstellt, der zur fixen Idee der Vereinten Nationen
wurde, als Jeffrey Feltman im Juli 2012 zum Direktor der Abteilung für
politische Angelegenheiten der Uno ernannt wurde.

- Beim
offiziellen Amtsantritt als Nummer 2 der Vereinten Nationen am 2. Juli
2012 legt Jeffrey D. Feltman vor dem Generalsekretär Ban Ki-Moon den Eid
ab. Von nun an ist die Organisation, die eigentlich den Frieden fördern
soll, unter der Kontrolle der „liberalen Falken“.
Hier sind die Grundsätze des Perthes-Feltman Plans zusammengefasst:
die Souveränität des syrischen Volkes wird abgeschafft;
die Verfassung wird aufgehoben;
der Präsident wird abgesetzt (aber ein Vize-Präsident wird für die Protokollfunktionen im Amt bleiben);
die Volksversammlung wird aufgelöst;
mindestens
120 Führungspersönlichkeiten werden als schuldig befunden und von
jeglicher politischen Funktion ausgeschlossen, anschliessend vor Gericht
gestellt und durch ein internationales Gericht verurteilt;
die
Direktionen des militärischen Nachrichtendienstes, der politischen
Sicherheit und der allgemeinen Sicherheit werden abgesetzt oder
aufgelöst;
„politische“ Gefangene werden freigelassen und die Antiterror-Gerichte aufgehoben;
die
Hisbollah und die Wächter der Revolution müssen sich zurückziehen; dann
und erst dann wird die internationale Gemeinschaft gegen den
Terrorismus kämpfen [8].
Gleichzeitig organisierte Volker Perthes die „Working Group on
Economic Recovery and Development“ [Arbeitsgruppe für wirtschaftliche
Erholung und Entwicklung] der „Freunde von Syrien“. Im Juni 2012 hat
diese Gruppe, unter dem gemeinsamen Vorsitz von Deutschland und den
Vereinigten Arabischen Emiraten, den Mitgliedstaaten der „Freunde von
Syrien“ syrische Gasfelder zugesprochen als Gegenleistung für ihre
Unterstützung beim Sturz der Regierung [
9].
Volker Perthes organisierte auch die „Working Group on Transition
Planning“ [Arbeitsgruppe für die Übergangsplanung] der Arabischen Liga.
Schließlich installierte er auch das „Syrian Transition Support Network“ in Istanbul.
Seit der ersten Genfer Konferenz (30. Juni 2012) und dem Treffen der
„Freunde Syriens“ in Paris (6. Juli 2012) gibt es keine öffentliche Spur
mehr, die auf Volker Perthes’ Rolle hindeutet, abgesehen von seinen
Publikationen, mit denen er auf die weitere Unterstützung der
Muslimbruderschaft durch Deutschland drängt. Deutschland verfolgte seine
Politik weiter und ernannte — nach der Abdankung des Emirs von Katar
und dem machtvollen Aufstieg Saudi-Arabiens — Boris Ruge, den
Syrien-Beauftragten des Außenministeriums, zum Botschafter in Riad.

- Im
Januar 2015 demonstriert Bundeskanzlerin Angela Merkel für Toleranz und
gegen Terrorismus, Arm in Arm mit Aiman Mazyek, Generalsekretär des
Zentralrats der Muslime in Deutschland, in Wirklichkeit aber einer der
Führer der Muslimbruderschaft.
Im Sommer 2015, anlässlich einer Reise nach Damaskus, verlangte die
syrische Regierung von Staffan de Mistura Erklärungen über den
Perthes-Feltman-Plan, von dessen Existenz sie kurz zuvor erfahren hatte.
In grosser Verlegenheit behauptete der Sonderbeauftragte des
Generalsekretärs der Vereinten Nationen, dass er nichts mit diesen
Dokumenten zu tun habe, und versicherte, dass er sie beiseite schaffen
würde. Es scheint, dass Moskau damit gedroht hatte, sie im
Sicherheitsrat in Anwesenheit der Staats- und Regierungschefs bei der
Eröffnung der Generalversammlung im September 2015 bekannt zu machen.
Die Veröffentlichung dieser Unterlagen fand nicht statt, sie hätte die
Existenz der Vereinten Nationen grundsätzlich in Frage gestellt.
Zur
gleichen Zeit nahm Berlin wieder Kontakt mit Damaskus auf, ohne dass die
Syrer wissen konnten, ob dieses geheime Vorgehen eine neue Politik der
Kanzlerin Merkel oder einen weiteren Unterwanderungsversuch darstellte.
Jedoch wurde Volker Perthes zur gleichen Zeit von Staffan De Mistura [10]
und seinem Vorgesetzten Jeffrey Feltman zum „Friedensvermittler“ (sic)
für das nächste Genfer Treffen ernannt. Er soll zwischen der Delegation
der syrischen Opposition und der Arabischen Republik Syrien hin- und
herpendeln.
Seit drei Jahren und in Verletzung ihrer eigenen Charta, beschuldigen
die Vereinten Nationen – ohne jegliche Beweise und ohne zur Befriedung
des Landes beizutragen – die Arabische Republik Syrien eine Revolution
unterdrückt, sowie chemische Waffen gegen ihre eigene Bevölkerung
verwendet zu haben, massiv zu foltern und ihre Gegner auszuhungern. Vor
allem verschleppt die Uno alle Friedensinitiativen, um so der Nato und
dem Golf-Kooperationsrat genug Zeit zu lassen das Regime durch
ausländische Söldner zu stürzen, im konkreten Fall durch die
Terrororganisationen al-Qaïda und Daesh.
Wichtige Punkte als Zusammenfassung:
Seit
2005 wird die für die Vorbereitung des Syrien-Krieges verantwortliche
Gruppe vom US-amerikanischen Diplomaten Jeffrey Feltman gesteuert,
unterstützt durch den deutschen Akademiker Volker Perthes.
2005
hat Feltman die Ermordung von Rafiq Hariri organisiert (weil die
Sicherheit des Libanon damals durch Syrien garantiert wurde); 2006 hat
er den Krieg Israels gegen den Libanon initiiert (weil die Hisbollah
damals von Syrien bewaffnet wurde); 2011 leitete er den Krieg der 4.
Generation gegen Syrien direkt vom US-Außenministerium aus; seit 2012
versucht er von den Vereinten Nationen aus, als Nummer 2 in der
Uno-Hierarchie, den Syrien-Krieg möglichst lange andauern zu lassen, um
den Dschihadisten den Sieg zu ermöglichen.
Perthes
schloss sich mit Feltman und der privaten Gruppe Stratfor zusammen, um
die deutsche Nahost-Politik zu beeinflussen. 2008 stellte er den Plan
für einen Regierungswechsels in Damaskus der Bilderberg-Gruppe vor. 2011
überzeugte er die Merkel-Regierung, die Muslimbrüder während des
„arabischen Frühlings“ zu unterstützen. 2012 leitete er eine
Arbeitsgruppe, die beauftragt war eine neue syrische Regierung
vorzubereiten und verfasste anschliessend einen Plan für die totale und
bedingungslose Kapitulation des Landes. Heute ist er von den Vereinten
Nationen mit der Führung der Genfer Friedensverhandlungen beauftragt.
beigefügte Dokumente
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[
1]
Laut den Vereinten Nationen wurde Rafiq Hariri durch eine in einem
kleinen Transportwagen platzierte Sprengladung ermordet. Nun ist das
jedoch unmöglich, sowohl im Hinblick auf die Schäden am Tatort und
besonders im Hinblick auf die Wunden der Opfer. Ich habe gezeigt, dass
dieses Attentat nur durch eine neue Waffe möglich war, die zu diesem
Zeitpunkt nur Deutschland besaß. In Reaktion auf meine Arbeit hat der
Sondergerichtshof für den Libanon mit sehr großem Aufwand eine
Nachstellung des Anschlags auf einer französischen Militärbasis
durchgeführt, wo die Szene des Verbrechens vollständig wiederhergestellt
wurde. Er hat jedoch das Ergebnis der Rekonstruktion nie veröffentlicht
und unterstützt weiterhin die absurde These der Lkw-Bombe. „
Enthüllungen über den Mord von Rafiq Hariri“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich,
Оdnako (Russland) ,
Voltaire Netzwerk, 23. Januar 2014. (Original von November 2010).
[
2] Zum Beispiel: « Syria: It’s all over, but it could be messy », Volker Perthes,
International Herald Tribune, October 5, 2005, p. 6.
[
3]
Die Arabische Reforminitiative ist eine Arbeitsgruppe, bestehend aus
Experten von verschiedenen Denkfabriken und Universitäten. Es ist eine
Initiative von Henry Siegman (ehemaliger Direktor des American Jewish
Congress) im Auftrag des US/Nahost-Projekts (USMEP) zur Förderung von
Tel Aviv freundlich gesinnten arabischen Persönlichkeiten.
[
4] „
Was Sie nicht von der Bilderberg Gruppe wissen“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich,
Komsomolskaïa Prawda (Russland),
Voltaire Netzwerk, 7. September 2011.
[
5] “
WikiLeaks: US advised to sabotage Iran nuclear sites by German thinktank”, Josh Halliday,
The Guardian, September 18, 2011.
[
6] “
Is Assad Capable of Reform?”, Volker Perthes,
The New York Times, March 30, 2011.
[
7] «Küresel Enerji Stratejileri Simülasyonu: Türkiye’nin Gelecek 10 Yılı», Tusaid, 6 Ekim 2011.
[
8]
“Draft Geneva Communique Implementation Framework”, “Confidence
Building Measures”, “Essential Principles”, “Representativeness and
Inclusivity”, “The Preparatory Phase”, “The Transitional Governing
Body”, “The Joint Military Council and Ceasefire Bodies”, “The
Invitation to the International Community to Help Combat Terrorist
Organizations”, “The Syrian National Council and Legislative Powers
during the Transition”, “Transitional Justice”, “Local Governance”,
“Preservation and Reform of State Institutions”, “Explanatory
Memorandum”, “Key Principles revealed during Consultations with Syrian
Stake-holders”, “Thematic Groups”, von Jeffrey Feltman präsentierte,
aber unveröffentlichte Dokumente und Zeitpläne.
[
9] „
Die "Freunde von Syrien" teilen sich die syrische Wirtschaft bevor sie sie erobert haben“, von German Foreign Policy,
Voltaire Netzwerk, 14. Juni 2012.
[
10]
Der Italiener Staffan De Mistura ist der Stellvertreter von Feltman,
verantwortlich für Syrien. Er ist der Nachfolger vom Algerier Lakhdar
Brahimi, der auch zu den Arbeitgebern von Bassma Kodmani in der
„Arabischen Reform Initiative“ gehört. „
Der Brahimi-Plan“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich,
Neue Rheinische Zeitung (Deutschland) ,
Voltaire Netzwerk, 30. August 2012.
http://www.voltairenet.org/article190087.html
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