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Ratio und Emotio wohnen zwar im gleichen Kopf, gehen sich aber meistens aus dem Weg; sie wollen nichts miteinander zu tun haben. Wie sagt der Volksmund: „Wir haben alles im Griff“, aber hier irrt er gewaltig. Wenig, nicht einmal 1% unserer täglichen Entscheidungen treffen wir mit unserem Verstand. Die Wissenschaft ist der Ansicht, dass wir täglich etwa hunderttausend Wahlmöglichkeiten haben. Da es sich um Alltäglichkeiten handelt, sind fast 99 % automatische Abläufe, über die nicht weiter nachgedacht wird. Aber selbst wenn wir glauben, rationale Entscheidungen zu treffen; unserem Gehirn reicht das Gefühl.
Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen Wissenschaftler wie Kahnemann und Tversky zu dem Resultat, dass das menschliche Gehirn selten rational entscheidet. Gut zwanzig Jahre später, im Jahr 2002, wurden die Behauptungen mit dem Nobelpreis honoriert und damit geltende Lehrmeinung, die auch der führende deutsche Neurobiologe G. Roth vertritt.
Aus dieser Quelle der Erkenntnis schöpfen die Eliten unaufhörlich, sicher in dem Bewusstsein, dass wir nichts rational erfassen wollen/können, sondern nach dem Gefühl urteilen. Das erklärt dann wenigstens, dass uns photoshopgeschönte Bilder vor Wahlen nicht dazu bringen, nachzudenken, wie miserabel die letzten vier (oder vierzig) Jahre regiert wurde, sondern gefühlsmässig nach dem Aussehen der Delinquenten auf Wahlplakaten (oder sonst wo), oder der am Infostand der jeweiligen Partei verstreuten Werbegeschenke usw., unsere Stimme abgeben, oder nach schönen Reden während sogenannter Wahlveranstaltungen.
Die Elite kann sich also hundertprozentig auf Emotio der Wähler verlassen, anstatt vor der Ratio Angst zu haben.
In unserer Grosshirnrinde sitzen zwar Milliarden von Neuronen, Verstand und Vernunft, die Situationen, Entscheidungen und deren Folgen sehr wohl erkennen könnten, aber, die letzte Entscheidung wird im limbischen System getroffen, dem emotionalen Gedächtnis, welches die Basalganglien kontrolliert und suggeriert, wir hätten es gewollt, also rational entschieden.
Die, die unser limbisches System, also Emotio, welche u.a. Situationen aufgrund von Erfahrungen einschätzt, manipulieren, haben uns in der Hand. Die Medien machen davon schamlos gebrauch, zusätzlich zur Verbalen, die Macht der Bilder gezielt einzusetzen.
Als gutes Beispiel:
Zeige dem Zuschauer das Leiden der vom Hochwasser betroffenen Kinder und Frauen in Pakistan, dazu die angepasste trauerumflorte Stimme des dreimal chemisch gereinigten Moderators, und die Spenden fliessen.
Selbst die Meinungsforscher und die Supermärkte setzen sogenannte Tags in unserem limbischen System und wir sind sicher, dass es unsere eigene Entscheidung ist, das wir sagen, meinen, kaufen oder wählen, was sie uns suggerieren.
Neuromarketing, und wir alle fallen darauf herein, solange man unserem limbischen System Stabilität, Fürsorge und Geborgenheit vorgaukelt. Man will uns glauben machen, wir hätten einen freien Willen, obwohl wir längst Opfer der allmächtigen und allgegenwärtigen Attacken auf unser limbisches System geworden sind, weil wir nicht mehr erkennen, dass wir einer Illusion erliegen.
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